CHANCEN FÜR DETAILHANDEL?

Einkaufen, das geht heute 24/7 per Mausklick. Haben die klassische Einkaufsstrasse und das Warenhaus ihre Berechtigung und wie soll das Konsumenteninteresse wieder geweckt werden? Isabel Jakob im Gespräch mit Roger Stämpfli, Executive Creative Director bei Aroma.

Roger, wie gehst du einkaufen?

Immer wie gezielter, Hemden zum Beispiel kaufe ich bei Fidelio in Zürich. Und natürlich auf Reisen, da am liebsten in Berlin – ich empfehle den Voo Store. Ein klassischer Hipster-Store, der auf kuratiertes Shopping setzt. Hier finde ich Teile, die sonst so auf dem Markt nicht zu haben sind.

Du erwähntest primär Nischen-Geschäfte. Wie siehst du die Zukunft der konventionellen Einkaufsstrasse oder des Warenhauses?

Ich glaube, sie haben eine Zukunft, wenn sie ihre Hausaufgaben machen. Der Angebotsmix muss spannend sein und sich jederzeit agil anpassen können, damit der Kunde immer wieder etwas Neues zu entdecken hat.

Was genau kann im Retail anders gemacht werden?

Retail muss noch näher an die Endkunden durch individulle Erlebnisse. Die Fläche ist als Bühne zu verstehen: Hier kann der Brand erlebbar gemacht werden, hier kann eine Markenidentität und ein sozialer Treffpunkt geschaffen werden – das ist im Internet nur beschränkt möglich: zusammen flanieren, Looks ausprobieren und zwischendurch in einer Café-Bar eine Erfrischung gönnen, das wird online nie möglich sein … 

 

 

Wie wird ein Brand erlebbar?

Events werden immer wichtiger, das gemeinsame Erlebnis: Vernissagen, Autogrammstunden, Stars und Influencer Live erleben. Dies konzipieren wir auch gemeinsam mit dem Glatt Center mit ihren mehrmals jährlich wechselnden Eventflächen, welche teilweise bereits einem Festival ähneln. 

Erlebbar wird eine Marke auch, indem ich Transparenz aufzeige:

Woher kommt das Produkt? Hier kann Markenpersönchkeit einfliessen und indiviuelle Vorzüge aus Massenbrands herausgehoben werden. Besucherzentren werden in Zukunft immer mehr an Bedeutung gewinnen. Ein aktulles Beispiel ist das Besucherzentrum für Möhl. Eine klassische Schweizer Mosterei versucht durch ein aussergewöhnliches Besucherzentrum, neue Kundengruppen an sich zu binden und seine Geschichte erlebbar zu machen. Hier kann eine Kundenbindung erzielt werden, welche mit klassischer und digitaler Werbung so nicht zu erreichen ist. 

Gibt es weitere Themen, die Potential haben?

Ich glaube fest daran, dass regionale Produkte eine neue Wichtigkeit bekommen. Nachhaltigkeit als solches wird weiterhin an Bedeutung gewinnen. Nicht umsonst hat heute jede kleinste Stadt mindestens einen Zero Waste Laden. Das ist nicht ein kleiner Trend, das ist ein Megatrend, der sich hier abzeichnet. 

 

 

Das Internet muss dem Retail also keine Sorge bereiten?

Das Internet nimmt einen wichtigen Part ein. Ich glaube, es ist gar nicht mehr sinnvoll, on- und offline zu trennen und als gegenseitige Konkurrenzsituation zu betrachten. Formate, die sowohl on- als auch offline Shopping harmonisch zusammenfügen können, werden langfristig Erfolg haben. Es ist wohl kein Zufall, dass Formate wie Zalando vermehrt auch probieren, auf der Fläche Fuss zu fassen, um neue Kundengruppen von sich zu überzeugen. 

 

 

Roger Stämpfli weiss viel, zeichnet viel und kocht gern.
Und fragen zu diesem Artikel oder anderen Themen beantwortet er auch gern.

Isabel Jakob jagt gerne Trends nach und weiss, wie der Hase läuft. 
In Sneakers der Farbe Off White.

Mehr dazu in der Presse
SFR CLUB – Ist der Detailhandel in der Krise?

 

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